Dem ALBA-Tross die Flügel gestutzt #playoffsbaby

In zwei Worten: Der Wahnsinn!

Es war eine ziemlich stürmische Begrüßung, die die Gäste aus Berlin gestern in Würzburg bekommen haben. Ein kurzer Regenschauer fegte vor Spielbeginn über die s.Oliver Arena und kühlte die wartende Meute ab. Man munkelt, dass Dampfschwaden aufgestiegen sein sollen. Man munkelt aber auch, dass dieser Herbststurm im Mai ein Vorgeschmack auf das war, was da in den kommenden 40 Minuten Spielzeit auf die Gäste aus Berlin einstürmen sollte. In der rot-weißen Hölle, die gestern dann ein Mischung aus rot-weißer Hölle und weißer Wand war.

Man muss ihm schon Respekt zollen, dem kleinen gelben Farbtupfer Berliner Fans, die sich das ganze Spiel über nicht unterkriegen ließen und zwischendurch sogar mal zu hören waren. Respekt und Anerkennung für diese Leistung!

Leistung wollten die 3140 Besucher in der ausverkauften Halle vor allem von den Würzburger Jungs sehen, die nach dem Sieg in Berlin jetzt in der Hand hatten historisches an diesem Abend zu schaffen: Den noch nie dagewesene Einzug ins Halbfinale der PlayOffs! Und das dann auch gleich in der ersten Saison gegen den achtmaligen Meister aus Berlin.

Braucht es mehr Spannung, Dramatik und Emotionen für einen großartigen Abend mit Live-Sport?

Scheinbar schon. Denn irgendwie lief es von Anfang an nicht so, wie sich das die Spieler auf dem Platz und der sechste Mann auf den Rängen sich das vorgestellt hatten.

Irgendwie wollte der Funke nicht so recht überspringen und der Ball bei den Baskets nicht so recht den Weg in den Korb finden. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, entwickelte sich auch noch ein gefühltes Fehlpassfestival. Als bald mehr als zehn Punkte Rückstand für die Hausherren auf dem Scoreboard standen, stellten sich die ersten Pessimisten schon auf ein fünftes Spiel in Berlin ein statt einer rauschenden Party in Berlin. Scheinbar war auch das eigene Parkett für die Würzburger zu rutschig, denn ständig sah man jemand im weißen Dress rutschen, fallen oder liegen. Und das ganz ohne gegnerische Hand im Gesicht.

Man spürte förmlich, wie die Spieler mit ihrem Spiel haderten und somit auch das Publikum mit dem Spiel haderte. Wenigstens hatte man sich durch tolle Defensiv-Arbeit bis zur Pause auf elf Punkte auf eine 22:33 herangekämpft. Es konnte also noch ein harter Abend werden.

Was dann in der viertel Stunde Pause in der Kabine passiert ist, bleibt wohl auf ewig ein Geheimnis. Wahrscheinlich wurden die rutschenden, fallenden, stolpernden Klone unter die Dusche geschickt und die richtige Mannschaft auf’s Feld.

Denn danach brannte echt die Hütte. Scheinbar war nicht nur die Mannschaft ausgewechselt worden sondern auch die weiße Wand wach geworden. Auch hier lässt sich wieder nur spekulieren, wer hier wen beflügelt hat. Der Rückstand schmolz den Berlinern nur so dahin, die Führung wurde übernommen und es wundert mich ehrlich, dass das Dach in dem Moment drauf geblieben ist. Ich habe mir eine Minute vor Ende des dritten Viertels das erste Mal Sorgen gemacht, dass meine Stimme das nicht überleben werden würde. Von den Händen ganz zu schweigen, die waren schon durchgeklatschtpappt. Das zarte Pflänzchen Hoffung keimte, dass da beim Stand von 43:41 am Ende des dritten Viertels heute noch was gehen würde.

Und es ging. Ein Duell auf Augenhöhe, aber scheinbar hatten die Baskets, im Gegensatz zur ersten Hälfte, auf alle Angriffe der Berliner die passende Antwort. Und bei Freiwürfen der Berliner hätte man in der Halle wohl einen startenden Düsenjet verstecken können. Gehört hätte den eh keiner mehr. Sowas hab ich noch nicht erlebt. Auch der peinliche Versuch von Sven Schultze, nach einem versenkten Korb mit dem Finger an den Lippen die Würzburger Fans zum Schweigen zu bringen, war eher kontraproduktiv. Der erklärte „Feind“ des Abends trug dann nicht mehr Neon-Grün und Schwarz sondern Dunkelblau und die Nummer 6. Oder, um einen Fernsehkommentator vom Spiel Artland gegen Bayern zu zitieren

Man muss gar nicht hinschauen wer den Ball hat. Das hört man…

Es blieb spannend bis zur letzten Minute als dann klar war, dass man eben die Berliner mit 66:60 aus den Playoffs geschmissen hatte (das Shirt „We give you hell“ lügt also nicht 66:6(0) ;-) )

Was danach kam, war Feierei vom feinsten.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es ein wahnsinniger Abend war. Sowas hab ich noch nicht erlebt.

Ausgebuht und geschmäht wurde nur, wer es nicht anders verdient hatte. Freundlich in den Urlaub verabschiedet wurde das Team aus Berlin auch.

Nicht ganz verstanden habe ich die Systematik mit den Karten für den Innenraum. Im Gegensatz zur Tribüne sind die Plätze dort nicht nummeriert, aber auch bestuhlt. Scheinbar aber weniger bestuhlt als Karten verkauft wurden. Oder eben reserviert. Wahrscheinlich für Spielerfrauen, -freundinnen und Kinder. So ergibt sich dann ziemlich schnell der Zustand wie in einem amerikanischen Restaurant. Man wartet bis man vom Security „geseatet“ wird. Oder, wenn es nicht genug Plätze gibt, steht neben der Sitzstehinnentribüne im Durchgang (aber bitte hinter dem blauen Band, also wirklich auf dem Gang). Ja, es sind nur die billigen Karten, aber so ganz durchsichtig war das Konzept für mich als Kartenbesitzer nicht. Auch wenn ich dann Spitzenplätze direkt hinter dem Korb hatte, bei denen irgendwann die Reservierung freigegeben wurde. Ein anderes/eindeutigeres Konzept/Beschilderung für die kommenden Saison wäre da wünschenswert.

Für die Würzburg geht es statt in den Urlaub am Sonntag in Ulm gegen Ulm. Nach allem was man gesehen hat, kein leichter Gegner, aber wer hätte schon gedacht, dass Würzburg Berlin aus den Playoffs wirft…

Insgeheim träumen die ersten Fans eh schon von DEM Finale. Dem fränggischen Finale gegen den Rivalen aus Bamberg. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

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