Geek Pray Love and Watch BigBangTheory

Ja, ich scheine wohl ein Geek zu sein.

So sehr Geek, dass ich dann doch mal „Geek Pray Love“ lesen musste, nachdem meine Freundin so davon geschwärmt hat. Und auch, weil das Buch sich selbst ein bisschen als das Handbuch für Normalos in die Welt der Geeks verkauft.

Um es vorweg zu nehmen: So ganz kann ich ihr nicht zustimmen.

„Geek Pray Love“ ist ein (viel zu kurzer) Ausflug in die Welt der Geeks. Voller hilfreicher Tipps für Normals für den Umgang mit Geeks und einer Rahmenhandlung nach dem Motto „Von 0 auf Geek“.

Cosplay, LARP, Rollenspiel, Cons und Fantastik-Stammtische – Alles wird mal gestriffen und erklärt. An sich genau der richtige Ansatz um den Non-Geek in dieses faszinierende Welt einzuführen.

Dummerweise fühle ich mich im Prolog als Geek ziemlich veralbert. Zumindest bei mir kam es so an, als würden die Autoren selber die Con-Besucher als Sonderlinge ansehen, was dann im Laufe das Buches noch unterstrichen wird, als sie die Idee haben „mal eben“ ein Cosplay-Kostüm selber zu schneidern.

Sie wollen zwar die Hingabe der Geeks zu ihrem „Fachgebiet“ würdigen, ziehen aber in meinen Augen die Mühe, die sich Cosplayer mit ihren Kostümen machen, schon durch den Versuch, „das mal eben so“ zu machen ziemlich runter.

Sorry, aber ich habe größten Respekt vor dem was Cosplayer in ihr Kostüm stecken und würde mir nie anmaßen, das mal eben so zu machen. Auch die Nummer mit den Stormtroopern: Jungs, informiert euch mal, wie viel Aufwand in so ein Kostüm fließt und wie indiviuell die am Ende sind, bevor ihr sowas loslasst wie „Wir sind ja nicht bei den Klon-Kriegen und wollen alle gleich aussehen“. Aber das nur am Rande.

Aber zurück zum Anspruch des Buches, Guide für Non-Geeks zu sein. Ja, vielleicht hat Simone recht, vielleicht bin ich zu tief in der Geek-Nummer drin, aber ich würde nicht erwarten, dass meine Eltern besser verstehen was für mich wichtig ist, nachdem sie das Buch gelesen haben. Zu dämlich die Hilfestellungen, auch wenn sie sicher mit einer gehörigen Portion Ironie und Sarkasmus geschrieben sind. Wer das am Ende wirklich befolgt, gehört in den Rachen eines Sarlacc geworfen. Von manchen Dingen habe ich nicht mal gehört.

Da wäre zum Beispiel das Fake-Geek-Girl, das mit ihren weiblichen Reizen einen männlichen Geek leiden lässt… Was? Mir ist sowas noch nicht untergekommen. Ich kenne nur den Fall: Hey, du bist ne Frau, du kannst kein Nerd sein. Und dann hat sie den Jungs in StarCraft den Hintern versohlt…

Oder die Unterscheidung zwischen der und die Con. Ja, es heißt DER BuCon, aber auch nur weil Con da nicht für DIE Convention sondern DER Convent steht. Trotzdem heißt es wohl DIE TiCon oder auch die CaveCon, weil’s da eben von Convention kommt und nicht weil sie groß sind, wie die FedCon oder die RPC.

Und dann wäre da noch Rahmenhandlung rund um den (fiktiven?) Charakter Lukas Lang. Lukas Lang ist wahrscheinlich belesen, intelligent und ein Außenseiter in der Schule. Einer der nicht ganz rein passt. Also außer in den Spind. Zumindest den ersten Teil kann ich, aus eigener Erfahrung, ganz gut nachvollziehen. Dann driftet der Lukas-Charakter aber auseinander. Nackt in den Spind stecken und schnell weglaufen spricht für mich eher für ein Kind um die 12. Aus die Einverständniserklärung seiner Eltern für den Ausflug nach Worms unterstreichen das. Vielleicht ist es auch nur ein Kunstgriff, dass ihn seine Eltern trotzdem Abends alleine zur langen Lesenacht lassen oder sich nicht sonderlich wundern, warum er nach der Schule nicht nach Hause kommt sondern erst noch ne Runde Star Wars schauen geht oder sich einfach auf der Klassenfahrt verloren geht. Im Grunde auch hier wieder eine gute Idee, mal die Perspektive „der anderen“ zu zeigen, aber die Ausführung ist dann doch mangelhaft.

Nun gut, vielleicht ist das alles auch nur die Ansicht eines dreißigjährigen Geeks, der schon die Unterscheidung in Normalos und Geeks doof findet.

Sind Geeks keine Normalos? Ist der Fußballfan auch kein Normalo? Oder ein Goth? Und warum sollte man sich „verstecken“ müssen, wie es das Buch so ein bisschen suggeriert?

Klar, theoretisch arbeite ich in einem Beruf, bei dem der Geek-Faktor höher ist als sonst. Gleichzeitig muss ich aber auch erklären, was eine Tardis oder ein Dalek ist und was das komische T-Shirt zu bedeuten hat, dass ich schon wieder trage. Letztlich interessiert es aber keinen (Okay, ich bin mir nicht sicher ob mich die Dame auf dem Fahrrad nicht neulich auf Grund des Stromtrooper-Hoodies doch als „Nazi“ beschimpft hat…), weil man eben so ist wie man ist.

Ich kann mir auch vorstellen, dass es Berufe gibt, in denen man das nicht so offen zeigen kann. Ein Bankangestellter mit einem Iron Man-Shirt spricht halt nur einen Teil der Kundschaft an.

An der Stelle kann ich aber nur ein Beispiel mit „Normalos“ anbringen: Wie man merkt, bin ich ein Wargamer. Als ich neulich mit „Normalo-„Kollegen essen war, hatte ich die Tasche voll mit Modellen und einem Codex. Statt Kopfschütteln habe ich aber eher Anerkennung geerntet, dass ich das selber bemale und klebe.

Aber genug gemostert.

Geek Pray Love ist aktuell ziemlich dicht am Puls der Zeit, aber ich würde meinen Eltern zum Verständnis wohl eher vor Big Bang Theory setzen und sagen, dass das genau mein Leben widerspiegelt, statt ihnen dieses Buch zu schenken.

 

Geek Pray Love

Christian Humberg u. Andrea Bottlinger
CrossCult
320 Seiten

ISBN: 9783864254284
14,80 €

Gibt’s online zum Beispiel hier und hier. Oder beim freundlichen Buchhändler um die Ecke.

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