F1 22

Es gab ja viele schlimme Vermutungen für F1 22 als Codemasters von EA übernommen wurde letztes Jahr. Micropayment, Pay-2-Win, Lootboxen… und was es noch so alles Schönes in den gesammelten EA-Sportspielen gibt. Und da gibt es viel! Ein Monat nach dem Release ist man sich ziemlich flächendeckend einig, dass solche Spielereien wahrscheinlich das kleinste Problem von F1 22 gewesen wären, wenn der Rest ähnlich gut funktioniert hätte wie die Vorgänger.

Mini-Update

Für den 2D-Fahrer hat sich im Grunde mit dem 22er Release bei den Features nicht viel getan. Es gibt jetzt F1 Life statt einem Storymodus, das im Grunde keiner braucht. Der Kern der Spieler will Zeiten setzen, Online fahren oder den Karrieremodus spielen. Fancy Showroom mit Kaufklamotten hat glaub ich niemand in den letzten Jahren vermisst.

Dazu kommen jetzt auch die Supercars und die Pirelli-Hotlaps. Auch ein Feature, das kein Mensch gebraucht hätte. Aber im aktuellen F1-Zirkus sind die Hotlaps die Chance, sich von einem professionellem Fahrer mit einem Sportwagen über die Strecke fahren zu lassen. Im Spiel sind es Minispielchen für Ingame-Währung mit schlechtem Handling. Mehrwert geht gegen null.

Was aber wirklich stark ist, zumindest auf dem Papier und beim ersten Eindruck, ist der VR-Support. Aber auch hier hat man so halb verkackt. DiRT 2.0 aus dem gleichen Haus setzt auf nativen VR-Support ohne Steam. Star Wars Squadrons, auch von EA, ebenso aus Origin heraus.
F1 22 geht hier einen anderen Weg. Obwohl ich auf Origin unterwegs bin, wird für VR doch der Steam VR-Support geöffnet, was zu einer unfassbar tollen Eimerkette führt: Spiel in Origin, Anbindung über Steam, Verbindung zur Rift S über die Oculus-Software. Kaum fehleranfällig bzw. sind Probleme hier sehr einfach zu finden.

VR-Support

Dabei ist der VR-Support ein echter Hammer. Wundert man sich am Fernseher, wie es denn sein kann, dass man so ein Auto übersehen kann, merkt man per VR erstmal, wie viel man eben aus dem Cockpit eines F1-Autos nicht sieht. Und der Halo ist hier das kleinste Problem, wenn nicht gar keins.
Links und rechts wird die Sicht durch den Kopfschutz begrenzt. Man sieht den Kontrahenten also im Grunde erst, wenn er schon auf Höhe des Spiegels ist. Die Spiegel kann man im besten Fall aber gerade mal dafür verwenden um zu sehen, ob das DRS auf ist oder nicht. Ernsthaft als Rückspiegel kann man diese Dinger nicht bezeichnen.

Die Sicht nach vorne ist durch die tiefe Lage des Fahrers auch sehr eingeschränkt. Fahren über eine Kuppe wie in Österreich ist gleichbedeutend mit Blindflug. Alles in allem also eigentlich eine spekatuläre Alternative zum Bildschirm. Aber auch hier: Kinderkrankheiten.

Schaut man in den Spiegel, kann es schonmal zu Lags kommen. Abstürze waren bei mir auch sehr häufig, teilweise wohl auch temperaturbedingt durch die Grafikkarte. Und die Auflösung ist bei VR-Brillen immer noch so eine Sache sobald Bewegung reinkommt. Auch ein Grund, warum ich bei Squadrons irgendwann doch wieder 2D gespielt habe. Man sieht in der Ferne immer weniger. Da geht es dann wirklich drum zu wissen wo der Bremspunkt ist und nicht die Tafel zu lesen.

Neue Autos und Strecken

Und dann wären da natürlich die Update aus die neuen Autos und die Anpassungen der Strecken ans 2022er Layout. Australien hat ja ein bisschen was gemacht, Barcelona genauso. Imola ist endlich von Anfang an dabei. Mit den neuen Autos ergibt sich auch eine neue Fahrphysik und hier schein Codemasters genauso zu straucheln wie so mancher Hersteller in der Formel 1.

Probleme, viele

Ich kann mich bei F1 nicht erinnern, dass es mal zum Launch so viele Probleme gab. Oder dass ich das Gefühl hatte das das Spiel im aktuellen Zustand unfair und nicht spielbar ist. Mit F1 22 ist es jetzt der Fall. Es sind auch leider nicht nur technische Bugs sondern auch spielerische Bugs und Probleme mit dem Balancing, die einem echt die Freude vermiesen können.

Die KI

Bei KI-Gegnern gibt es gleich zwei dicke Probleme, die aber beide echte Spaßkiller sind.

Zum einen ist die KI dieses Jahr aggressiv wie eine stinkige Hornisse. Also richtig aggressiv. Wären es Online-Rennen gegen menschliche Gegner in einem Arcade-Racer: Okay. In einem halbwegs-Sim-Racer, offiziellem Produkt der Formel 1, geht das gar nicht. Die KI hält nämlich einfach rein. Immer. Überall. Auch an Stellen, an denen der dümmste F1-Fahrer nicht drauf kommen würde. In Runde 1 mit viel Rückstau in Kurve 3 am Red Bull Ring zum Beispiel. Während ich früh bremse und meine Linie halte, kachelt mir der Hintermann mit 200irgendwas ins Heck. Zurück zum Start…
Kurve 8 (also Ende der Schikane) am Hungaroring gleiches Spiel: Ich lenke ein und habe einen Gegner im Seitenkasten stecken. Ich drehe mich, mein Unterboden ist hin, der Gegner fährt ohne Strafe weiter.
Überrundung in Bahrain: Nachdem ich einen Gegner auf der Start-Ziel-Gerade überrundet habe (Wie?Langsam machen?) knallt der mir beim Einbiegen in Kurve 1 einfach in die Seite.

Und so lassen sich die Beispiele sehr lange (seeeeeeeeehr lange…) fortsetzen. Ich weiß nicht, was sie den Entwicklern gesagt haben, aber das ist schon sehr frustrierend. Ich habe die Rückblenden jetzt wieder aktiviert. Nicht um meine Fehler zu korrigieren sondern um nicht jedes Mal DNF zu sein oder neu starten zu müssen, wenn mich ein übermotivierter Gegner abgeräumt hat.

Dazu cheaten die Gegner auch noch. Die Geschwindigkeit auf Geraden und aus schnellen Kurven heraus ist einfach unfassbar. Dass in der Realität ein Williams lachend an einem Ferrari vorbeizieht passiert aktuell eher selten. Scheinbar hat man den KI-Gegnern mehr Drehmoment spendiert und einen unerschöpflichen Vorrat an Zusatzenergie. Die KI-Gegner sind auf schnellen Kursen als fast nicht zu überholen. Im Gegenzug ist man leichte Beute, weil man alle diese Features nicht hat. Ich habe bis jetzt auch keinen annährend vernünftigen Start gegen die KI hinbekommen. Bei der 21er Version hab ich das noch hinbekommen.

Regelbugs

Klar, die FIA kennt ihre eigenen Regeln auch nur so halb und scheinbar war das auch das Ziel für F1 22.
Virtual Safety Car wird wegen Trümmern auf der Strecke ausgerufen. Im Grunde gilt Überholverbot und Geschwindigkeit reduzieren.

Warum ein KI-Gegner noch fröhlich an mir vorbeizischt und man immer noch sehr flott unterwegs sein kann, ist mir unklar. Hatte man sonst immer eine Delta-Zeit irgendwo angezeigt, bekommt man jetzt nur pauschal eine Warnung, dass man zu schnell ist. Wie viel man dann zu langsam ist? Keine Info, was den Restart sehr einfach macht…

Generell scheint es beim Safety Car auch kein Überholverbot oder Strafen zu geben. Also ich hatte das bei F1 21 auch schon, dass jemand durch mich durchgeghostet ist und ich dann angekackt wurde und eine Strafe bekommen habe, aber so dreist war ich dann doch nicht.

Strafen sind sowieso selten. Wie oben schon erwähnt wäre mir nicht bewusst, dass die Autoscooter-KI da was von abbekommen würde.

Lags

Was auch ein bisschen nervt und ich nicht weiß woher es kommt, sind die Lags bei der Übergabe KI-Steuerung an echten Fahrer. Also beim Verlassen der Boxengasse oder bei einer schnelle Runde. Das Spiel bleibt einfach kurz stehen. Fließend ist da gar nichts und wenn man Pech hat, ist man in der Auslaufzone oder im Gegner. Es bleibt auch weiterhin dumm, dass die KI in der Boxenausfahrt voll beschleunigt, wenn am Ende eine Kurve kommt. Siehe erste Kurve in Bahrain. Stumpf stockvoll Vollgas… Immerhin ist das eine Sache, die es so auch vorher schon gab.

0/0-Flügel

Der Knaller schlechthin, als ich das gelesen habe. Klar kommt ab diesem Jahr viel Anpressdruck vom Unterboden, aber dass die Einstellung ohne jeden Flügel funktioniert und am Ende eine realistische Heckflügel-Einstellung einen sogar bremst, war schon eine harte Erkenntnis. Würde real niemand machen. Erklärt aber auch, warum ein verlorener Frontflügel fast keinen Einfluss auf die Performance hat.

Patches?

Nach vier Wochen gibt es immerhin schon zwei Patches. Und es wurden so wichtig Dinge behoben wie die Augenfarbe von Kevin Magnussen. Gamechanger…

Was nicht behoben wurde, ist die Superkraft der KI. Eher im Gegenteil. Es wurde mit dem letzten Update noch schlimmer. Bei dem Update hat man nämlich das Motorverhalten an die realen Gegebenheiten angepasst. Die KI wurde nicht anpasst. Also haben die jetzt scheinbar noch mehr Leistung um noch schneller zu fahren, weil das Mapping besonders in schnellen Kurven und auf Geraden zieht… Treibt den Spaßfaktor nach oben. Besonders dann, wenn man mit automatischem Getriebe fährt. Das wurde nämlich scheinbar nicht angepasst und knallt jetzt in den Drehzahlbegrenzer des 5. bis 7. Gangs bevor sich die Automatik irgendwann entscheidet hochzuschalten. Ich mach das jetzt manuell. Also nur hoch und nur für die Gänge. Lindert aber auch den Spaßfaktor. Ähnliches gilt auch für die Traktionskontrolle.

Zusätzlich hat sich damit über Nacht und ohne Rückfrage das Verhalten der Autos geändert. Zusammen mit dem gesteigerten Force Feedback kam ich mir von einem auf den anderen Tag vor als wäre ich zu blöd zum fahren. In Österreich habe ich schlagartig den Lewis Hamilton gemacht, wo ich vorher noch voll durchgefahren bin.

Gleiches gilt für die Reifen: Über Nacht war die Reifentemperatur auf einmal Leistungsrelevant und viele Setups einfach hinfällig, weil man die Reifen sonst verbrannt hat.

Ich hoffe man fixt jetzt nach und nach die Fehler und nicht erst wieder in vier Wochen.

Unspielbar oder nur unspassig?

Ich würde jetzt nicht sagen, dass das Spiel unspielbar ist. Nur Spaß macht es halt keinen. In Summe sorgen die kleinen oder größeren Bugs für viel Frust (außer man hat einen Fetisch für Rennstarts…) so dass ich eigentlich keine Lust habe aktuell eine ähnlich hohe Anzahl von Stunden ins Spiel zu versenken, wie ich das bei F1 21 gemacht habe.

Ich befürchte aber, dass man einfach so viele Probleme auf einem Haufen hat, dass man nicht mal weiß, wo man anfangen soll.

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