Zombies Twelve
Zack Synder hat einen Zombiefilm gemacht. Und wo Zack Snyder drauf steht, war bisher immer gutes (300, Sucker Punch, Watchmen) oder echt anstrengendes (DC-Verfilmungen…) Kino geboten. „Army of the Dead“ läuft aber leider nicht im Kino sondern ist nach Irrungen und Wirrungen bei Netflix gelandet. Was jetzt erstmal eigentlich nicht schlechtes heißen muss. Immerhin gibt es auch bei Netflix sehr hochwertige Produktionen.
Viva las Vegas!
Die Story ist schnell erzählt: Ein Militärtransport verlässt Area 51 mit einer geheimen Fracht. Und weil ein frisch verheiratetes Pärchen und die Fahrer des Trucks nicht aufpassen können, kommt es wie es kommen muss. Der Zombie bricht aus und zwar direkt neben Las Vegas. Nach anderthalb Jahren Pandemie wissen wir ja, wie sowas läuft. Las Vegas hat ne hohe Inzidenz und bekommt nen harten Lockdown in Form eines Schutzwalls aus Containern. Dummerweise liegen da noch ein paar Millionen in einem Safe und die hätte ein asiatischer Geschäftsmann gerne. Ein paar wagemutige Abenteurer finden sich schnell und stürzen sich in die Zombiezone.
Der Ex-Wrestler Dave Bautista spielt aus Muskelprotz den harten Hund und Anführer der Truppe. Sozusagen die weniger elegante Testosteron-Version von George Clooney in der Zombie-Version von Oceans Eleven. Ich hatte am Anfang auch echt Angst, dass der Film ähnlich wie Justice League zweieinhalb Stunden hat, weil Synder sich mit diversen Zeitlupensequenzen austobt und das ganze voller schwerem Meta-Content ist.
Die Vorbereitung
Nein, nicht die Vorbereitung im Film, sondern man sollte sich auf den Film vorbereiten. Und wer ihn unvoreingenommen sehen will, der sollte jetzt aufhören zu lesen. Letzte Warnung. Denn ich werde spoilern. Und das nicht zu schlecht.
Der Film könnt locker bei SchleFaZ laufen. Mein Vorschlag wäre, jedes Mal was trinken zu müssen, wenn etwas eintritt, was einer der Charaktere gesagt hat, dass man nicht tun soll.
Alternativ kann man auch Movie Clichés von Joscha Sauer kaufen. Klappt auch super! Und jetzt hauen wir mal richtig auf die Kacke.
No brainer
Der Film ist wirklich ein No Brainer. Leider rettet einen das nicht vor den Zombies. Wie schon angedeutet, hat man hier einiges in den Mixer gesteckt und auf shreddern gedrückt. Drama mit zerrissener Familie, Las Vegas das abgeriegelt ist wie Racooncity nur eben ohne Umbrella, eine ordentliche Dosis Oceans Eleven fein abgeschmeckt mit Dialogen, die flacher sind als die Wüste von Nevada. Kurz: Trash. Und zwar Trash deluxe!
Die Drehbuchautoren hatten wahrscheinlich einen Contest am laufen, wie viele Klischees sie in einem Film sehr stumpf unterbringen und dann eigentlich auch keinen Bock mehr auf Story oder Dialoge. Bevor die Truppe ins Zombieland einmarschiert (mit fünf Kanistern Benzin für den Hubschrauber und die Betonsäge) hält Bautista seiner widerwilligen Tochter einen Vortrag was sie alles nicht machen soll. Wenn man schnell genug mitschreiben kann, dann sollte man sich das notieren und einfach nach und nach abhaken. Kaum drin in Racoon City Las Vegas lässt die Führerin die Katze aus dem Sack (und damit meine ich nicht den Zombietiger von Siegfried und Roy) dass es nicht nur die dummen Zombies gibt, sondern auch die cleveren. Und die ausgedorrten Zombies ungefährlich sind, außer es fängt an zu regnen. Und damit die cleveren Zombies, die mit den blau leuchtenden Augen und dem fauchen wie ein Raptor, keinen Ärger machen, bringt man ihnen ein Opfer.
Ab dann geht es richtig bergab. Es folgt eine Liste von Klischees, die munter abgearbeitet werden
- Das Schleichen durch die Zombiehorde klappt nicht, weil irgendwann etwas klappernd zu Boden fällt
- Der Typ vom Geldgeber ist der Verräter mit einer eigenen Agenda
- Der Geldgeber selber hat sie natürlich auch verarscht
- Heldenmutige Opfer um den anderen den Weg zu retten, gibt es gleich mehrere
- Die Tochter macht alles was sie nicht machen sollte
- Der Fluchtweg klappt natürlich auch nicht so richtig
- Menschen sterben immer nach dramatischen und sentimentalen Geständnissen
- Am Ende entkommt doch ein Infizierter
- Der Kacknoob wird zum Killer
Wie wir natürlich aus der Pandemie wissen, ist der letzte Punkt totaler Blödsinn. In der Realität ist es nicht ein Depp, der die anderen infiziert, weil er ein Depp ist sondern es ist eine ganze Horde von Deppen.
Es hilft auch wirklich, wenn man das Hirn nicht mehr bei sich hat. So passen die cleveren Zombies so gar nicht ins Bild. Es sind eher Mutanten statt Zombies, die eine Art Kriegerclan haben. Irgendwas zwischen den weißen Wanderern aus Game of Thrones und den Orks aus Herr der Ringe. Der Anführer trägt einen Umgang und reitet auf einem Pferd. Wahrscheinlich weil der Tiger zu klein war. Er wirkt ein bisschen wie die Zombieversion von He-Man. Warum die Augen der cleveren Zombies blau leuchten, wird nicht erklärt. Es hätte die Handlung eh nicht gerettet. Und wie es der Zombieboss schafft, schneller als ein Hubschrauber zu sein wenn er das Hotel runter und auf der anderen Seite wieder hoch muss…? Wie heißt es bei SchleFaZ immer: Keine Logikfragen nach 22 Uhr.
Sorry, der Film ist einfach nur schlecht. Nicht technisch schlecht sondern inhaltlich totaler Müll. Movie Clichés-Stand nach den zweieinhalb Stunden: 17!
War denn alles schlecht?
Nein, nicht alles. Nachdem die Truppe im Keller angekommen ist um den Tresor zu knacken (Ein ganzen Hotel in Las Vegas lässt sich übrigens mit einem Kanister Benzin im Notstromaggregat betreiben), treffen sie wie Indiana Jones auf ihre Vorgänger, die an den Fallen gescheitert sind. Matthias Schweighöfers Charakter (mit dem ganz und gar nicht klischeehaften Name „Ludwig Dieter“) will mit seinem neuen Budy Vanderohe die Fallen entschärfen und schafft deswegen Zombies mit der Sackkarre heran, die durch die Fallen latschen sollen. Warum man nicht die Leichen der verrotteten Kollegen einfach in den Gang wirft und schaut was passiert? 22 Uhr Regel. Überhaupt ist Schweighöfers Charakter noch der, der am meisten Spaß macht. Aber nicht so viel Spaß, dass ich davon noch ein Prequel brauche. Und eine Animationsserie.
Fazit?
Ich weiß wirklich nicht was ich zu dem Film sagen soll. Entweder hat es Zack Snyder ernst gemeint, dann würde ich das ganze als Unfall verbuchen, der einfach nur uninspiriert und schlecht ist. Vielleicht braucht er dringend Geld und müsste sonst Organe verkaufen.
Oder es ist gewollter ironischer Trash, dafür kommt der Film dann aber zu ernst daher um auf einem Level mit Dead don’t die oder Zombieland spielen zu können.
So bleibt am Ende wirklich nur die Frage: Warum?
Und hoffentlich ist das mit der Pandemie bald mal durch, dass man sich nicht mehr sowas auf Verzweiflung anschaut, weil sonst nicht da ist.
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