Trigger Mortis – Der neue alte Bond
Ian Fleming ist tot.
Das ist aber soweit erstmal keine Neuigkeit, denn das ist der Vater von James Bond ja schon seit über 50 Jahren. Was nicht heißt, dass es keine neuen Bond Romane gibt. Nachdem mich der letzte vor zwei Jahren nicht so überzeugt hat, ist vor ein paar Tagen ein neuer Roman bei CrossCult erschienen.
Anthony Horowitz hat sich nach Originalunterlagen zu einer James Bond-Fernsehserie daran gemacht, dem wahrscheinlich bekanntesten Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes in Großbritannien, neues Leben einzuhauchen.
Anders als Deaver in seinem „Carte Blanche“ spielt der neue Bond „Trigger Mortis“ in der klassischen Bond-Zeit in den 50ern. Goldfingers Pläne wurden gerade vereitelt und James Bond findet sich mit Pussy Galore in seiner Londoner Wohnung wieder.
Sein nächster Auftrag ist eigentlich relativ simpel: Beschütze einen englischen Rennfahrer auf dem Nürburgring davor, dass die Russen ihn umbringen. Und ohne dass der Rennfahrer was davon mitbekommt.
Wenn das alles wäre, dann wäre der Roman wahrscheinlich dünner ausgefallen. Aber zum Glück wird in den USA auch noch ein deutscher Raketenwissenschaftler von seiner Frau umgebracht.
Es ist also alles da was man für einen klassischen Bond braucht: Russen, schnelle Autos, Frauen und die Möglichkeit mal wieder die Welt zu retten.
Der Geschichte kann man eigentlich keinen Vorwurf machen. Es ist alles da was ein solider Spionage-Roman braucht. Würde man das so verfilmen, käme etwas dabei heraus, das man getrost als Popcorn-Kino bezeichnen kann. Kein überragender Film, aber solides Unterhaltungskino. Horowitz hat also mit ein paar Einschränkungen einen guten Job gemacht auf den knapp 250 (eBook-)Seiten (Libri gibt ihn mit 380 an. Bei meinem Tolino waren es aber nur 270. Und davon waren 10 Vorspann mit Inhaltsverzeichnis und 7(!) Verlagsprogramm von CrossCult).
Leider, und das ist vielleicht eher persönlicher Geschmack, hat sich die Spionage-Thriller-Welt in den letzten 50 Jahren auch weiterentwickelt. Möglicherweise waren das aber auch Vorgaben der Fleming-Erben, dass das halt so sein muss.
Dass der Held des Romans überlebt: Geschenkt… Wir reden hier immerhin von Bond. Die Art wie er sich befreit ist… naja. Sagen wir mal so: Man sollte da nicht zu viel drüber nachdenken ob das funktioniert oder nicht. Man sollte an der Stelle auch besser kein Mythbusters geschaut haben.
Vielleicht ist es auch ein Klassiker oder Running Gag, aber muss man im Jahr 2015 einen Oberbösewicht noch in allen Facetten ausplaudern lassen, wie sein Plan zur Weltherrschaft ist? Allgemein fand ich das Ende dann doch eher schwach und es wurde, aus meiner Sicht, dem Spannungsbogen, den man vorher aufgebaut hat, nicht gerecht. Ich gebe da dem eher schwachen Oberbösewicht eine kleine Mitschuld. Es ist eben nicht jeder ein Blofeld oder Goldfinger.
Was bleibt für’s Nachspiel?
Die knapp 10 € für’s deutsche eBook sind ein Schnäppchen gegenüber den fast 20, die für die englische Version aufgerufen werden. Gelesen ist das Buch dann relativ flott innerhalb von ein paar Tagen.
Kritik gibt’s von mir für CrossCult in der Hinsicht nur dafür, dass sie auf ihrer Verlagsseite ziemlich verwirrend mit dem Thema eBook umgehen. Da steht nämlich als Link nur der iBook-Store und kein Hinweis darauf dass es das auch als „normales“ epub-Buch gibt. Deswegen hätte ich mir das Buch dann auch fast nicht gekauft, weil ich es eben nicht als Print im Regal stehen haben wollte aber auch nicht auf dem iPad lesen wollte. Gut, dass ich dann im Shop des Buchhändlers meines Vertrauens nochmal nachgeschaut habe.
Trigger Mortis – Der Finger Gottes
Horowitz, Anthony
CrossCult
EAN: 9783864257476
9,99 €
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