Mordstrand
Drei Dinge vorweg:
- Meine bessere Hälfte hat sich vollkommen zurecht beschwert, dass ich schon wieder einem Buch von Tom Finn mehr Aufmerksamkeit widme als meiner Umwelt. Zum Glück sind damit die zwei Veröffentlichungen durch und ich kann meiner Umwelt wieder mehr Aufmerksamkeit widmen.
- Würde ich Blumentöpfe und Sonnenblumen-Samen rezensieren, dann würde ich mich jetzt an dieser Stelle daran aufhängen, dass das Wort „Couch“ mehrfach falsch geschrieben wurde. Zum Glück rumpel ich über sowas drüber, runzel die Stirn und denke mir meinen Teil.
- Ich habe den Titel nicht verstanden. Dazu später mehr…
Abgesehen davon habe ich Tom Finns Ausflug ins Krimi-Genre Mordstrand (schon wieder) am Stück gelesen.
Mitten in einem Frühjahrssturm finden ein paar Teenager auf der Insel Pellworm eine Leiche in einem verlassenen Internat. Und weil Leichen ja bekanntlich Herdentiere sind, findet sich in der gleichen Zisterne auch noch eine zweite, viel ältere Leiche. Weil eben der Frühjahrssturm tobt, ist die Inselpolizistin erstmal auf sich alleine gestellt bis Verstärkung vom Festland kommen kann.
Es stellt sich schnell heraus, dass es dabei wohl um eine alte Clique aus dem ehemaligen Mädcheninternat geht, die da in irgendeiner Weise mit drin hängt. Und bevor der Sturm nachlässt, sollte der Fall besser gelöst sein, damit sich das Täter nicht vom Acker machen kann.
„Basst scho'“ würde der Franke an der Stelle sagen.
Mordstrand ist wohl eher in den Bereich der leichten Lektüre einzuordnen und lässt sich dementsprechend locker flockig weglesen.
Gerade als eBook ist man schneller auf Seite 100 (von 727) als man sich umschaut. Zum einen liest es sich halt so weg und zum anderen ist die eBook-Umsetzung nicht unbedingt die gelungenste, die mir in letzter Zeit untergekommen ist. Da ist auch mal viel Platz, weil der Absatz oder die Formatierung seltsam gesetzt wurden.
Und auch wenn ich es an einem Stück weggelesen habe, bin ich doch unentschlossen. Der Stoff hätte wahrscheinlich auch gereicht, um einen netten Samstagabendkrimi ohne all zu viel Blut und Verwirrungen draus zu machen: Da ist die verwitwete Inselpolizistin, die mit ihrem Sohn auf Pellworm wieder ihr Leben auf die Reihe bekommen will, die Internats-Clique, die irgendwie alle eine Leiche im Keller haben, der Aushilfsbürgermeister, der seine Chance sieht nach mehr zu streben und der Reporter, der eigentlich aus einem ganz anderen Grund auf der Insel ist.
Es war teilweise ein bisschen wie in einem Online-Rollenspiel: Die Stroy mäandert so vor sich hin und wird von viel zu vielen „Side-Quests“ immer wieder unterbrochen, die den Plot nur am Rande voranbringen. Natürlich soll sich auch für den Leser langsam aber sicher ein Bild über das Geschehen zusammensetzen aber für meine Geschmack war es dann doch ein bisschen zu viel des Guten. Wie schon gesagt: Mehr so wie ein Samstagabendkrimi in ARD/ZDF-Eigenproduktion. Dazu fand ich das Ende, sorry, doof. Das passte nicht. Natürlich habe ich als Leser keinen Anspruch auf ein Ende das mir gefällt, aber dieses fand ich doof. Ich möchte an der Stelle auch nicht mehr verraten, weil es dem einen oder anderen dann vielleicht doch den Spaß verdirbt.
Um aber nochmal auf den Titel zurückzukommen: Ich versteh ihn nicht. Das Buch spielt auf Pellworm und die Leiche wird auch nicht am Strand gefunden. Warum also „Mordstrand“? Nordstrand, was man dem Titel nach ja eher vermuten würde, kommt nur einmal kurz vor.
Was natürlich am Ende jeden interessiert: Lesempfehlung Ja oder Nein. Ich lege mich an der Stelle auf eine klares Jein fest. Als Lektüre für ein verregnetes Wochenende bei dem man nicht weg will vom Sofa genau das richtige. Aber so richtig reingesaugt wie Dark Wood hat es mich dann doch nicht.
Mordstrand
Thomas Finn
Egmont LYX
381 Papier- und 727 eBook-Seiten
9,99 € / 8,99 €
Gibt’s zum Beispiel beim Lieblingsbuchhändler
Update 16. August
Nach deinem kurzen Austausch mit Tom Finn muss ich mein Urteil zum Schluss ändern und ziehe meinen Hut. Sehr fein versteckt. Da muss man das Buch fast nochmal lesen ;)
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