Mit dem Teufel spielt man nicht! – Johannes Cabal – Seelenfänger

Mephistopheles:

Topp!

Faust:

Und Schlag auf Schlag!
Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!
Dann mag die Totenglocke schallen,
Dann bist du deines Dienstes frei,
Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen,
Es sei die Zeit für mich vorbei!“

 

Goethe, Faust I

Diese berühmten Verse hätte sich Jonathan L. Howards Romanfigur Johannes Cabal besser vorher einverleibt. Dem belesenen Herrn Cabal hätte sicher auch eine Reise durch die Literaturgeschichte nicht geschadet um zu wissen, dass man mit dunklen Mächten keine Wetten abschließt und schon erst recht nicht mit dem Teufel selber.

Er hat es trotzdem getan. Was hat er auch schon zu verlieren? Seine Seele hat der Teufel eh schon. Die hat er dafür geopfert, dass er das ist, was er eben jetzt ist. Ein Totenbeschwörer. Aber weil das ohne Seele seltsame Blüten treibt, will er sie doch jetzt gerne wiederhaben. Vom Teufel selber. Und der schlägt ihm eine Wette vor: Cabal soll in einem Jahr 100 Seelen sammeln, dann bekommt er seine zurück. Oder er fährt eben endgültig in der Hölle ein.

Cabal schlägt ein und bekommt als Dreingabe noch einen Jahrmarkt. Oder besser: Die Blaupause eines Jahrmarktes und ein bisschen Kapital in Form von Blut des Teufels.

So gerüstet zieht der Totenbeschwörer also los seine Seele zurückzugewinnen…

Ich habe dieses Buch schon vor einer ganzen Weile liegen sehen, wurde aber immer wieder vom Cover-Artwork abgeschreckt. Ich fühlte mich nicht recht als Zielgruppe. Es sah doch ein bisschen aus, als wäre es eher Teenie-Fantasy mit viel Hach-Faktor.

Ich irrte… Spätestens der Blick auf das englische Cover von Anchor hätte klar gemacht: Hier is nix mit Kindergarten und Romantik. Schade dass man das nicht übernommen hat.

Das Cover war dann aber auch die größte Überwindung. Ich habe den ersten Teil der Cabal-Trilogie geradezu verschlugen. Die Autoren haben es leicht geschafft mich mit der Figur des Johannes Cabal zu fesseln. Immer wenn ich dachte zu wissen, was jetzt kommt, haben sie doch noch einen Charakterzug aus dem Ärmel gezaubert mit dem ich nicht gerechnet habe, den ich der Figur aber voll abgenommen habe. Selbst die heiteren Exkurse in die Welt der Mitmenschen um Johannes Cabal haben nie zu aufgesetzt, zu konstruiert gewirkt. Die Welt war einfach in sich stimmig. Und auch trotz des Auftretens von Johannes Cabal als coole Sau und Mistkerl war es nie so, dass ich das Gefühl hatte, dass die Geschichte ins lächerliche abdriftet. Allein deshalb schon, weil immer wieder Szenen eingeflochten wurden, bei denen einen in bester M*A*S*H-Manier, das Lachen im Halse stecken bleibt. Besonders herausstechend dafür ist eine Szene in der Cabal auf einen Soldaten trifft. Für mich das absolute Highlight des Buches. Wenige Seiten des Buches in denen ein Anflug von Komik durch die innere Zerrissenheit Cabals und eine brutale Ladung Tragik verjagt werden. Am Ende des Kapitels musste ich wirklich schlucken.

Aus diesem und vielen anderen Gründen, ist es zwar Fantasy, aber weit weg von Zombies (okay, nicht gaaaanz), Orks und Feen. Als Fantasy-Buch ist es, zumindest in meinem Bücherregal, anders. Neben all seinen heiteren Momenten immer wieder sehr ernst und sehr erwachsen.

Ich kann es jedem nur empfehlen, der eine Neigung zu ein bisschen fantastischem hat und sehr viel Neigung zu tiefgründigen Figuren! Ich freue mich schon auf die anderen beiden Bände, von denen hier schon einer steht und der wohl nicht lang nur im Regal stehen wird.

Johannes Cabal – Seelenfänger

Jonathan L. Howard
Goldmann Verlag
384 Seiten
ISBN: 978-3442469963

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2 Comments

  1. Die Zusammenfassung des Inhalts hört sich ein bisschen an wie „Das Kabinett des Dr. Panassus“ ausgesehen hat, soweit ich mich noch erinnern kann..
    Aber vielleicht täusche ich mich auch.
    Hört sich auf jeden Fall interessant an, ich werde danach Ausschau halten ;)

    • Ja, es geht in diese Richtung. Hatte ich gar nicht mehr dran gedacht, bis meine Freundin das gleiche gemeint hat.
      Wobei ich, grad was das Ende angeht den Parnassus gar nicht mehr so im Kopf habe ;-)

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