Mal goes to War
Mal ist eine freie KI. Und eigentlich heißt Mal mit vollem Name auch Malware. Mit seinen Freunden beobachtet er ganz interessiert wie sich die Menschen gegenseitig an die Gurgel gehen. Humanisten und Federals. „Affen“ wie er sie liebevoll nennt. Humanisten finden Augmentierte doof. Augmentierte Federals finden Humanisten doof, sind aber auf dem Rückzug, weil irgendwas schief gelaufen ist. Allgemein finden die KIs Menschen ziemlich widerlich. Trotzdem verlässt Mal gezwungener Maßen seine Drohne und schlüpft in einen Menschen. Zugegeben, einen nicht mehr ganz lebenden Menschen. Und so beginnt Mals unfreiwillige Reise…
Meine Frau hat mir das Buch wohl empfohlen, ich habe es vergessen und es mir stattdessen vom Buchhändler nochmal empfehlen lassen. Als Sci-Fi ohne viel nachdenken zu müssen. Keine Drei Sonnen oder sowas. Und ja, da hat das Buch geliefert. Mal erinnert sehr stark an den Murderbot von Martha Wells und ist niemand der die Herzen im Sturm erobert. Er ist mit sich eigentlich ganz happy und möchte auf jeden Fall wieder in seinen heiß geliebten Infospace zurück. Dass er dabei von Menschen durch die Gegend getragen wird, ist halt Mittel zu Zweck. Und wenn man schon so eine Zwangsgemeinschaft aushalten muss, dann kann man auch ein bisschen Spaß haben. Man weiß halt nie, wann es Mal reitet aus Eigennutz zu handeln. Ich hatte mal sowas als Rollenspiel-Charakter in Shadowrun. Vielleicht mag ich Mal deswegen auch ein bisschen.
Das Wort „Thriller“ auf dem Cover ist auf jeden Fall ein bisschen arg hochgegriffen. Ein wirklicher Thrill kam bei mir auf den fast 400 Seiten nicht auf. Es lässt sich gut weglesen, ist lustig geschrieben aber ich hatte nicht das Gefühl, dass es mich jetzt so sehr fesselt, dass ich wissen will wie es weitergeht. Ich konnte es halt ohne viel nachdenken, komplizierte Physik, unübersichtlichen Cast und ausufernde Beschreibungen der Szenerie einfach lesen. Andere Autoren hätten wahrscheinlich seitenweise geprahlt, was sie sich alles über KI und Cybersecurity angelesen haben. Hier ist es eher, dass Mal schon viel gesehen hat, viel gelernt hat und seine innerer Gedankenpalast bei einem Angriff eine Burg ist. Und das ist schon alles. Und das macht das Buch dann irgendwie sympathisch. Perfekte Empfehlung für Bett- und Urlaubslektüre.

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