Bruchlandung vor dem Start

Bruchlandung vor dem Start

Der Flight Simulator 2020 wurde ja gerade erst in der Presse rauf und runter gehypet, nachdem er vor etwas mehr als zwei Wochen erschienen ist. Im Spiegel gab es sogar Empfehlungsartikel zur besten Steuerhardware und Ralf hat sich im Würzblog angeschaut wie Würzburg so aussieht.

War natürlich auch im cleverer Schachzug von Microsoft, das ganze ab Tag 1 mit dem GamePass (sozusagen das Netflix für Spiele auf Windows PCs und der XBox) rauszuhauen und so auch Kundschaft jenseits der Hardcore-FlugSim-Sparte anzuziehen. Ja, mich hat es auch erwischt. Wobei meine Ausrede ja ist, dass ich durchaus einen Joystick mit Schubreglung habe und außerdem vor über 30 Jahren schon Flugsimulator 1 in Schwarz-Weiß auf dem Atari ST meines Vaters gespielt habe.

Ich will jetzt nicht sagen, früher war alles besser, aber irgendwie war es in dem Fall schon besser: Man hatte einen Satz Disketten und los geht es. Heutiges Feature des neuen FS2020 ist, dass man überall auf der Welt hin kann und Cloud-basiert auf Grundlage von Microsofts Kartendienst Bing und OpenStreetMap die Landschaft berechnet wird. In einigen Fällen ist das auf Grund von Zahlendrehern kurios in die Hose gegangen und schon ragten mehr als 100 Stockwerke hohe Monolithen in der Toskana und Australien in die Höhe. Oder der Algorithmus hat aus einem Flugzeugmuseum in der Nähe von Moskau eine Ansammlung fliegerförmiger Häuser gemacht. Oder eben die Residenz, die Festung oder unsere Straße in Würzburg. Spaß macht es auch, wenn der Main auf einmal aussieht wie ein Skatepark und an den Seiten hochgeht. Aber wer fliegt schon so tief für solche Details.

Die Sanderau… oder so ähnlich

Tief fliegen tut aus meiner Sicht aktuell auch noch das ganze Konzept der Installation. Ja, man kann das auf DVD kaufen. Und nein, es ist nicht wie früher, dass man das einlegt und es geht. Wenn man den DJ gemacht hat (WoW-Spieler wissen wovon ich rede), dann will das Programm trotzdem noch 50 GB runterladen. Macht man es ohne DVDs, sind es einmal 2 GB für den Installer und dann nochmal über 90 GB für das Spiel. Und hier beginnt das Drama.

Die Installation des Installers läuft super. Die kommt aus dem Microsoft-Store und lädt runter dass die Leitung qualmt. Der Installer ist leider eine Katastrophe, die ich so die letzten 20 Jahre nicht gesehen habe. Nirgends. Bei keinem Spiel. Seit Steam gibt es da Standards wie sowas zu laufen hat. Und das klappt bei Steam, bei Origin, Uplay, im Microsoft-Store, Epic… You name it. Nein, aber bei Asobo, so der Entwickler des Spiels, war man scheinbar überzeugt, dass man das besser könne. Die Installation am Releasetag lief bei mir super. Danach kam neue Hardware und ich musste eine Woche später nochmal installieren. Ein Drama… Sucht man nach „Flight Simulator 2020 slow download“ kommen ganz viele „Vorschläge“

Die Sache mit der Bandbreite

Der Flight Simulator nutzt bei mir nicht annähernd die verfügbare Bandbreite aus. Das ist total super, wenn man nebenher noch was machen will, aber bei 90 GB Download eher lästig. Zum Vergleich: Assassins Creed – Odyssey braucht das gleich an Daten und hat das „mal eben“ in 8 Stunden weg. Limitierend hier die Bandbreite die ich zur Verfügung habe (Danke Telekom…). Was also tun?
Naja, man nutzt die Admin-Rechte und setzt einen Wert in den Netwerkeinstellungen, das alles besser macht. Doof nur, dass dieser schon beim Windows 10 so gesetzt ist und dieser Vorschlag für die Tonne ist.

Alternativ installiert man sich einen (kostenpflichtigen) VPN-Client und saugt sich die Daten aus einer anderen Region der Erde. Auch nicht so pralle…

Erfolgsquote bei beiden Lösungen: Mehr so Placebo-Effekt. Ich hatte kein Bock auf VPN bezahlen und das andere war schon so gesetzt. Also leben mit wenig Download-Bandbreite.

Die Sache mit den Resets

Langsam wäre wie gesagt kein Thema… wenn die Sache mit den Resets nicht wäre. Am Ende kommen nämlich 56 GB Hauptprogramm dass man in 2 GB-Häppchen aufgeteilt hat. Und die bekommt man… oder eben nicht. Es kann nämlich gut sein, dass nach 1,6 GB es alles wieder in sich zusammenschnurrt und das gleiche Paket wieder neu geladen wird. Das hat ziemlich lange gedauert, bis ich da auf eine Lösung gekommen bin.

Ursache Nummer 1: Ein Paket wurde nur halb runtergeladen und entpackt und dann hat das Programm einen Hau-Mich und nix geht weiter. Also das Paket vorher aus dem Cache rauskopieren, neu starten, reinkopieren und weiter geht der Spaß. Hat aber auch nur so halb geklappt wie die Placebos oben. Wenn ich Glück hatte, gingen dann mal zwei Pakete. Über Nacht. In 8 Stunden. Wir erinnern uns: AC schafft da 90 GB.

Auch hier wieder tausend und eine Lösung: Unter anderem Windows defekt, mach mal nen Scan usw.
Man sollte den Installer auch Fullscreen im Vordergrund laufen lassen, weil der Hintergrund nicht so mag.

Der entscheidende Hinweis kam dann von jemand aus dem Forum, der Netzwerkkenntnisse hat und mal mitgetracte hat, was da so passiert. Sieben Sekunden haben ihm gereicht. Verbindung zum Content-Server wird aufgebaut, Daten Laden, Verbindung bricht ab, Daten werden zurückgesetzt.
Das ganze dann gepaart mit jemand der Erfolge mit der Limitierung der Bandbreite über ein Tool namens „Net Limiter“ hatte. Limitierung auf 1 MB/s. Also ja, wir haben 2020… ich kenne das von den oben schon mal genannten Tools, dass man die Bandbreite beschränkt. Aber meistens deshalb um noch was anderes machen zu können, außer Downloads. Der der tolle Installer das nicht mitbringt, wieder Fummeln. 1 MB/s war für mich keine Lösung, Abbrüche immer noch da. Ich war schon dabei das auf die Placebo-Liste zu setzen und habe mal 300 kb/s probiert und siehe an: Stabilität. Übermütig habe ich dann 750 kb probiert und schon waren die Fehler wieder da. Nach ein bisschen hin und herprobieren habe ich jetzt folgendes gefunden: 500 kb sind ne sichere Bank, 650 sind schon zu viel, 630 geht wohl noch.

Ohne die Serverinfrastuktur zu kennen schätze ich mal folgendes: Das geht für Kontinental-Europa alles (Auch die Liveberechnung zum Spielen) über einen Azure-Server in Amsterdam. Der kann wahrscheinlich gar nicht so viel liefern wie die Spieler und Installierer brauchen und deswegen geht nix. Warum es ein Laden wie Microsoft nicht hinbekommt das etwas dicker hinzustellen oder warum man in zwei Wochen bekanntes Problem kein Fix hinbekommt: Weiß der Henker.

Ich bin gespannt wie es mit der Installation jetzt weitergeht.

Schöner Hinweis im Forum auch am Rande: Vielleicht liegt es auch an meiner Netzwerkkarte, dass die zu heiß wird, weil zu viele Daten fließen… Man kennt das ja: Man lädt eine große Datei runter und schon fängt der Controller der Netzwerkkarte das glühen an. Deswegen haben die auch alle einen aktiven Lüfter…

Ende vom Lied?

Ich hoffe mal, wenn’s fertig installiert hat, läuft es einfach. Alles in allem fühle ich mich an Windows 95/98 und DOS-Zeiten erinnert. Nicht nur was die Qualität der Software angeht auch was das Fummeln außenrum angeht. Damals als man noch für jedes Spiel eine eigene Konfiguration schreiben musste. Ich kann mir den großen Pannemann eigentlich nur so erklären, dass es gefühlt 1:10 steht bei den Leuten, die wirklich Geld dafür ausgegeben haben und denen, die’s im GamePass so mitnehmen.

Die Kunden haben teilweise richtig nen Hals: 120 € für die Premium Deluxe Version ausgegeben, Download klappt nicht. Refund klappt nicht, weil schon länger als zwei Wochen seit Kauf. Und die, die installieren konnten, kamen erstmal nicht an ihren Paid Content ran.

Woran merkt man dann aber, dass es ein Nischenprodukt ist? Wäre es Call of Duty gewesen, würde wahrscheinlich nach zwei Tagen die zentrale von Activision in Flammen stehen und Fackeln und Mistgabeln kostenlos verteilt werden. Bei Flugsimulator und Microsoft gehört es wahrscheinlich einfach dazu und muss so sein.

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