Zertifizierter WVV-Kundenservice
Es soll ja Zertifikate geben, mit denen man sich den Hintern abwischen kann.
Ich dachte ja eigentlich immer dass der TÜV Süd so eine Institution wäre, auf deren Aussage man vertrauen kann. Aber gut, das dachte man ja bis vor kurzem vom ADAC auch…
Ich wusste heute im Bus auf jeden Fall nicht, ob ich lachen oder weinen soll, als ich das Plakat gelesen habe, dass die WVV jetzt für ihren Kundenservice ausgezeichnet worden ist. Oder zertifiziert… Wie man es eben nennen mag.
Ich weiß ja nicht, mit wem der TÜV Süd da geredet hat, aber es kann niemand sein, der mehr als einmal mit der WVV zu tun hatte.
Beispiele gefällig? Gerne…
Fangen wir mit was naheliegendem an. Ich hab das Plakat im Bus gelesen, also reden wir über Busse der WVV.
Es kann schonmal sein, dass der Bus nicht kommt, ohne dass man weiß warum. Oder so viel Verspätung hat, ohne dass man weiß warum. Oder voll ist. Dann weiß man dass Semester ist und man ne doofe Uhrzeit erwischt hat.
Wenn dann mal ein Bus kommt, dann sollte man schon sehr viel Glück haben, wenn der Busfahrer
- freundlich ist (Ja, ich lege hier den Maßstab für fränkische Freundlichkeit an…)
- vielleicht sogar noch die selbe Sprache spricht wie man selber (Ja, auch hier zählt fränkisch…)
- seinen Bus nicht mit dem 3er BMW verwechselt und man ihm auf dem kurzen Stück zwischen Studentenhaus und Erthalstraße in den Nacken kotzen will.
Aber die WVV hat ja im Nahverkehr nicht nur Busse sondern auch Straßenbahnen.
Die haben an den meisten Haltestellen ein tolles Infosystem in dem z.B. Störungen angezeigt werden oder Events. Leider haben das nicht alle Haltestellen, weshalb ich zum Beispiel schon mehr als einmal an der Haltestelle Berner Straße stand und mich gefragt habe, warum keine Bahn kam… Kam auch keine Info oder Bus. Wobei ich den Bus da eigentlich auch nicht gewollt hätte.
Da ich fast täglich zwischen Innenstadt und Heuchelhof pendle, kann ich auch gleich aus erster Hand mal von der tollen, kundenfreundlichen Baustellentaktik im letzten Jahr berichten.
Highlight war letztes Jahr im Sommer die Baustelle in Heidingsfeld, die „nur ein paar (ich glaube drei) Wochen“ dauern sollte und am Ende dann locker mal über 8 Wochen gedauert hat. Man munkelt, die WVV war überrascht, dass bei einer Baustelle in den Sommerferien, die Bauarbeiter auch teilweise Urlaub haben. Die Haltestelle Reuterstraße und Klingenstraße sind übrigens bis heute noch nicht ganz fertig…
Informationspolitik gab es da übrigens genau null… Also abgesehen von „Es dauert noch ein bisschen länger“. Als ich das erste Mal nach der offiziellen Bauzeit wieder in die Bahn eingestiegen bin, habe ich das aber auch erst durch die Durchsage kurz vor dem Dallenbergbad erfahren.
Das war dann auch der Grund, warum ich über Pfingsten lieber die zwei halben Wochen mit dem Auto gefahren bin, als die Gleise gewechselt wurden. Warum die Bahn vorher im Schneckentempo geschlichen ist, hat man nicht von der WVV erfahren sondern von der lokalen Presse, die mal nachgehakt hat.
Zeitlich haben sie das in den zwei Wochen zwar wieder fahrbereit hinbekommen, fertig sind sie trotzdem nicht. Ich habe mir aber in den zwei Wochen auch von Kollegen erzählen lassen, dass das mit dem Ersatzbus super geklappt hat. Bis auf die Nummer, dass er raus aus Heidingsfeld auf die Bundesstraße rauf ist, kurz auf die Adenauerbrücke und dann auf der Abfahrt wieder runter… Warum? Man weiß es nicht…
Das Thema „Anschluss“ ist bei der StraBa auch so ne Sache. Dass die Bahn Richtung Rottenbauer/Heuchelhof wartet, ob vielleicht jemand aus der Sanderau umsteigen möchte? Eher selten der Fall. Beim Anschluss Grohmbühl-Zellerau das gleiche. Kundenfreundlichkeit wird halt auch hier groß geschrieben…
Genauso wenig scheint in die Prüfung des TÜVs das jährliche Sommerdrama eingeflossen zu sein.
Bei der WVV ist es nämlich so, dass man pünktlich zum Sommerfahrplan die Preise erhöht. Als Kunde muss man also mehr für weniger Leistung bezahlen. Kein Rabatt, weil Sommer ist, neiiiin, voller Preis bei halber Leistung. Wer schon vor dem Ferienbeginn wissen will, wie der Bus und die Bahn fährt, hat verloren. Den Ferienfahrplan gibt es erst Montags oder Dienstags, wenn Mittwochs die Ferien anfangen.
Gerüchteweise braucht man auch meistens gar nicht ins Kundencenter gehen, weil eh immer die Hölle los ist.
Aber die Zertifizierung bezog sich ja auch auf was anderes: Strom- und Erdgaskunden.
Auch das habe. Und auch damit habe ich Spaß. Und das obwohl ich meinen Zähler schon immer online selber eingebe.
Hier mal eine lose Aufzählung der Dinge die ich da bisher so erlebt habe:
- Zähler online eingegeben und der Ableser kommt trotzdem ist eigentlich jährlich der Regelfall
- Zähler online eingegeben und der Ableser kommt trotzdem und erfasst nicht meinen Zähler sondern den der Nachbarin
- Zähler online eingegeben und der Ableser kommt trotzdem, der WVV stürzt das Backend ab, alle Zahlen sind weg, was nicht an den Kunden kommuniziert wird, sondern man schätzt einfach mal für die Jahresrechnung
- Zähler online eingeben wollen, sich das Passwort zerschießen, schon für blöd halten, bei der Hotline anrufen und dann erfahren, dass das Backend gerade gewartet wird und offline ist. Wartungsseite kennt man da scheinbar nicht…
- Mail bekommen über den Ablesezeitraum, Zähler schon vor Ablesezeitraum eingeben und der Ableser kommt trotzdem. Und das auch noch vor dem Ablesezeitraum.
Insofern bin ich gespannt, was dieses Jahr kommt.
Dieses Jahr habe ich übrigens auch ein Zertifikat für die WVV.
Genauer gesagt ist es das SSL-Zertifikat des Online-Kundenservices der WVV. Und ich bin der Meinung, dass es genau das Zertifikat ist, was dieser Kundenservice verdient hat.
Glückwunsch, liebe WVV!
Euer Kundenservice wurde von meinem Browser als nicht vertrauenswürdig eingestuft!
1 Comment
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Vom Verwechseln des privaten mit dem beruflichen Fahrstil kann ich auch Lieder singen…
Gerade weil es durch den Bayrischen Wald eben leicht bergauf und -ab geht. Da ist mir dann neulich auch mal, gelinde gesagt, schlecht geworden.