Wie schrieb Christian Stöcker vor ein paar Jahren sinngemäß in seinem Buch „Nerd Attack“?
Hermkes Romanboutique müsse im Grund die Vorlage vor die Buchhandlung aus Michael Endes „Die unendliche Geschichte“ sein.
Als ich das damals gelesen habe, konnte ich nur eifrig nicken und dem guten Mann unbekannterweise voll und ganz zustimmen.
Dabei hatte ich den Laden gerade erst entdeckt. Nach Jahren in mehr oder weniger unmittelbarer Nachbarschaft, war mir dieser Laden mit dem Spider-Man vor der Tür vielleicht ein oder zweimal aufgefallen. Drin war ich aber nie gewesen. Zu unscheinbar, zu „versteckt“. Geändert hat das dann erst mein schicksalhaftes Aufeinandertreffen mit Frau Papiergeflüster und der erste Eindruck hat sich bis heute gehalten:
Die Ladentür ist nicht nur eine Ladentür sondern eher viel mehr eine Art Portal in eine vollkommen andere Dimension. Es ist ein bisschen wie der Kleiderschrank nach Narnia oder die Tür der Tardis. Mit letzterer hat der Laden übrigens das „It’s bigger on the inside“ gemein.
Ich kann schlecht einschätzen, was zuerst da war, immerhin ist der Laden älter als ich es bin, aber romantisch verklärt könnte man sagen, dass der Laden selber zu dem geworden ist, was er verkauft: Ein eigenes Stück Fantastik. Würde es ihn nicht geben, könnte ein Autor das nicht besser erfinden.
Wie ich drauf komme?
Naja, Gerd hat einen wundervollen Artikel über ihr, und auch andere, Antiquariate geschrieben und dabei und dabei auch auf zwei von mir sehr geschätzte Serien verwiesen: Den Comicbookstore in den Simpsons und den nicht unwesentlichen Laden in „The Big Bang Theory“ als Beispiel für die seltsame Mischung aus Comics und Rollenspiele (Bei mir stapelt sich gerade Hellboy und Montag haben wir auf der Hinfahrt einen Charakter für mich für Shadowrun im Zug gebastelt. So viel also dazu…). Und eben auch die Tatsache, dass man nicht in ein Antiquariat geht um DAS Buch zu finden, sondern, er hat es anders ausgedrückt, um sich von einem Buch finden zu lassen. Ich kam mir beim Lesen des Absatzes ein bisschen vor wie in Harry Potter und der Zauberstabladen von Herrn Ollivander.
Ich muss zugeben, dass ich seit dem Sommer zu einem regelmäßigen Besucher der Ladens geworden bin. Begriffe wie „Stammkunde“, „Dauergast“ oder „Inventar“ lasse ich mal außen vor. Anfangs ganz sicher, weil ich eigentlich immer doch noch was gebraucht habe. Mittlerweile muss ich zugeben, dass sich das etwas gewandelt hat. Im Grunde suche ich mir inzwischen meine Vorwände, um mal wieder im Laden vorbeizuschauen.
Warum? Weil ich den Laden, seine Atmosphäre und seine Leute liebe.
Es sind eben diese Samstage, an denen man eigentlich „nur schnell was bestellen“ will, dann aber mit einer Filmempfehlung, Tipps zum Einkauf und Gestalten von Tabletop-Bases und die ausgestopfte Oberweite von Wonder Woman nach einer Stunde nach Hause geht.
Das, liebes Internet, liebes eBay, liebes Amazon, werdet ihr wahrscheinlich nie bieten können.
Und das ist gut so.
Denn genau so lange wird es wahrscheinlich auch solche Läden mit solchen Unikaten hinter dem Tresen geben, die vielleicht nicht alles da haben (aber fast alles meistens irgendwie irgendwoher organisieren können oder wollen) oder über all die tiefen Facetten ihres Warenbestandes Bescheid wissen (aber ganz sicher immer jemanden wissen, der es wissen könnte), aber dafür eben Kundenbindung der ganz anderen Art betreiben.
2 Comments
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Wow! Danke für die Blumen und schön, dass du einer der Menschen bist, die das Geheimnis kennen. Vielleicht gibt es ihn ja wirklich, den Unterschied zwischen „uns“ und den Muggeln ;-). Damit wäre auch klar, warum nicht alle den Eingang zum Laden finden :)
Gerne doch… Irgendwas zwischen der Winkelgasse und der Technik, die die Blicke von der Tardis abgleiten lässt.
Ich frage mich langsam ob das wahre Mysterium nicht eher euer Laden ist, statt der Kanal vor der Türe. Ihr versucht nur abzulenken…