Küchen-Eskalation

Küchen-Eskalation

Ich weiß gar nicht mehr, mit was es angefangen hat. Wahrscheinlich war es Gulasch, auf dass ich mal Lust hatte. Und dann einfach gemacht habe. Oder eben Marmorkuchen. Gelernt habe ich dabei, dass kochen und backen in vielen Fällen keine Raketenwissenschaft ist. Ganz unschuldig war wahrscheinlich auch nicht, dass wir ZDF besseresser durchgesuchtet haben.

Aber Gulasch. Irgendwie war das in der Beschreibung genau mein Fall. Dinge kleinschneiden, in einen Topf werfen und einfach kochen lassen. Sehr lange kochen lassen. Deswegen ist Gulasch so ne Sache, die ich mache, wenn ich frei habe. Ein freier Freitag bietet sich dafür immer ganz gut an um am Wochenende dann ein gut durchgezogenes Gulasch zu haben. Ausgerechnet davon habe ich aber keine Bilder. Ist auch nicht schlimm. Die gibt es nämlich von anderen Sachen. Lasagne zum Beispiel. Auch das hat sich als sehr entspanntes Essen herausgestellt.

Ein halbes Gemüsebeet in der Bolognese-Sauce verkochen, auch wieder stundenlang kochen und dann über Nacht ziehen lassen, bevor es in die Schale und den Ofen wandert. Unfassbar lecker.

Was auch immer geht, besonders wenn noch Eier da sind, weil Spätzlemehl sowieso im Haus ist: Käsespätzle. Mittlerweile bin ich so schlau, dass ich die Spätzle nicht mehr im Ofen überbacke, sondern in der Pfanne mit dem Käse seine Runden drehen lasse. Auch hier: Könnte ich mich reinsetzen und geht relativ einfach und schnell. Man sollte halt danach nichts mehr vorhaben.

Und so gab es bei uns im Sommer eben auch mal selbstgemachten Flammkuchen oder die Resteverwertung schlägt zu. Es bleibt aber nicht bei warmen Mahlzeiten, denn dank meiner Schwester habe ich ein Brötchenrezept, dass über Nacht im Kühlschrank gehen kann. Also mittlerweile mehr oder weniger blind Samstagabend den Teig zusammenwerfen, kurz angehen lassen und Sonntagfrüh frische Brötchen machen. Im Gegensatz zum Bäckerbrötchen etwas kompakter und nicht ganz so knusprig, aber dafür ist die Zutatenliste übersichtlich: Mehl, Hefe, Wasser, Salz und Zucker. Fertig ist der Brötchenteig.

Was mittlerweile auch gut klappt und jetzt vor Weihnachten exzessiv betrieben wurde, ist Süßkram. Vor Weihnachten sind Heinerle immer mein Erzfeind. Die letzten Jahre immer eine Sauerei ohne Ende. Immerhin: ich hab das auch schon auf einem Gasherd geschafft! Die Lernkurve war aber steil. Im ersten Jahr war zum Beispiel die Masse zu heiß, als ich die Eier dazugegeben habe. Mittlerweile habe ich ein Laserthermometer zum Messen. Heiß genug um die Salmonellen zu töten, aber nicht zu heiß. Perfektioniert habe ich es dann aber dieses Jahr und mich ein bisschen geärgert, dass ich nicht früher drauf gekommen bin.

Die letzten Jahre war eine bestimmte Tupperdose immer meine Heinerle-Form. Die Oblaten haben genau reingepasst, aber es war wegen der schrägen Seiten nicht 100% optimal. Dass hier schon seit Jahren ein 3D-Drucker steht, habe ich vollkommen ignoriert. Schön blöd…

Maßgefertigte Schalen mit Deckel für die Oblaten. Kein Fettrand mehr. Vor allem aber kein Fettrand mehr, weil ich noch einen Schritt optimiert habe: Die Masse nicht mehr warm und flüssig in die Form kippen sondern mehr abkühlen lassen. Brotaufstrich-Konsistenz war dieses Jahr der Volltreffer. Fast kein Getropfe. Jeder, der probiert hat assoziiert nämlich genau das mit Heinerle: Große Schokosauerei. Ausnahmsweise wird es dieses Jahr dann auch noch eine zweite Charge geben. Weil es eben keine Sauerei war und weil ich Schale 2.0 testen muss. So 100% optimal war es nämlich noch nicht.

Auch in die Kategorie Sauerei fallen die Zimtsterne. Von anderem Teig war ich so schlau, nicht den ganzen Klumpen auf einmal verarbeiten zu wollen sondern immer nur ein bisschen davon. Und dann auch nicht mit Mehl sondern auf einer Silikon-Backmatte. Was soll ich sagen: Klar war es klebrig, aber nicht so schlimm, dass ich das nie wieder machen wollen würde.

Was Sauerei angeht ist mein Endgegner auf jeden Fall Marmorkuchen. Immer. Er ist lecker und sieht gut aus, aber eigentlich kann man danach die Küche renovieren. Ich weiß nicht, was ich da falsch mache.

Und weil ich das beste dann doch bis zum Schluß aufhebe, die zwei Highlights, auf die ich richtig stolz bin: Nussecken und Millionaire Shortbread. In Nussecken könnte ich mich reinsetzen, also musste das selber was her. Das komplette Blech haben wir dann eigentlich an einem Wochenende weggeatmet.

Bei Millionaire Shortbread sieht das anders aus: Die gab es früher im Café im Hugendubel und war meine erste Wahl für einen Urlaubstag oder um das Wochenende an einem Freitag einzuläuten, wenn die Woche richtig mies war. Dann kam Corona und das Café ging und kam nicht wieder. Mein Bedarf nach Shortbread blieb aber. Also auch hier: Selber machen. Ja, es ist klebriger Mist mit dem Karamell. Aber auch hier unfassbar lecker.

Was steht als nächstes an? Kartoffelgratin. Schlicht und einfach. Ich bin gespannt wie das wird. Und vielleicht ist das „handfeste“ Kochen und Backen auch einfach ein Ausgleich zum täglichen Bürojob, bei dem man nur selten am Ende des Tages oder der Woche in der Hand hat. Und sind wir mal ehrlich: Es gibt durchaus schlimmere Sachen, die man in der Hand haben kann als eine saftige Nussecke.

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