Smarte Evolution

Smarte Evolution

Als Apple 2014 seine Watch vorgestellt hat, war ich noch sehr skeptisch.

So ein Schmarrn, eine Uhr, die nur sinnvoll ist, wenn man das Handy dabei hat, jeden Abend auf’s Ladepad muss und im Grunde auch zu klein ist um seine Mails vernünftig darauf zu lesen. Wer soll denn bitte sowas kaufen?

Was ich dann eine ganze Weile hatte, war ein Fitbit Flex. Unscheinbarer, hat mich trotzdem durch die Gegend gescheucht und ich konnte meine geliebte Automatikuhr weiterhin tragen. Das Fitbit hat dann nach anderthalb Jahren den Geist aufgegeben und ich habe ein kleines Upgrade auf ein Fitbit HR gemacht. Für Sport und so. Und weil es nicht nur die Schritte gezählt hat sondern auch noch den Puls gemessen hat. Leider war das dann schon so groß, dass ich es nicht so eben mal neben meiner normalen Uhr tragen konnte und es musste auch öfter an die Steckdose. Auch die Nutzung meines Smartphones hat sich in der Zeit verändert.

Google hat seine an sich coole Nexus-Linie in eine Premium-Linie umgebaut und es sind unter anderem so nette Features wie Qi-Laden über den Jordan gegangen. Also kein neues Google-Handy und ganz ehrlich, die anderen Androids waren nicht gerade der Brüller. Zu groß und systembedingt meistens mit einem Hersteller-verbastelten OS. Also kam schon da vor anderthalb Jahren der Umstieg auf ein iPhone SE. Zwar auch kein Qi-Laden (obwohl das mit der IKEA-Ladehülle super klappt) aber endlich wieder ein kleines Handy. Bisher habe ich das nicht bereut und hoffe dass es Anfang nächsten Jahres dann ein Upgrade dazu gibt.

Über das letzte halbe Jahr hat sich dann aber auch meine Smartphone-Nutzung immer mehr verstärkt und es hat mich zunehmen angenervt, das Handy jedes Mal aus der Tasche ziehen zu müssen um zu sehen was das vibrieren ausgelöst hat. Also habe ich eh schon mit einer „richtigen“ Smartwatch geliebäugelt.

Schaut man sich den Markt an, dann gibt es scheinbar nur zwei Sorten

  • Günstig, aber halbherzig wie zum Beispiel Fossils Hybrid Q Smartwatches
  • Nicht mehr günstig aber vollwertige Smartwatches mit nach oben offenem Preislimit

Die erste Gruppe war schon irgendwie raus. Da hätte ich, außer weniger Geld auszugeben, nicht viel gewonnen. Die zweite Gruppe hat sich preislich mit dem Modell von Apple meistens nicht viel gegeben. Meinsten waren die auch mehr auf Android ausgerichtet mit einer rudimentären Apple-Unterstützung.

Dann kam der Urlaub, der Apple Store und ich war besitzer einer Apple Watch. Der Zeitpunkt war vielleicht doof so kurz vor der Apple-Keynote, aber was solls. Es ist eine Series 2. Und ich mag sie.

Es ist also Zeit nach 6 Wochen ein erstes Fazit zu ziehen

Was die Laufzeit angeht, bin ich positiv überrascht. Jeden Abend auf’s Dock muss gar nicht sein. Der Akku hält bei mir meistens zwei Tage. Vielleicht ein Indikator dafür dass ich zu wenig damit mache. Dazu muss man sagen, dass ich sie nachts nicht anhabe und die Uhr dann aus ist. Das Wecker-Feature ist ein nettes Gimmick und war im Hotel auch ganz nett. Aber eigentlich brauche ich sie über Nacht nicht, da im Gegensatz zum Fitbit eh keine Schlafdaten von Haus aus aufgezeichnet werden.

Überhaupt muss man sagen, dass im Bereich Health mit dem Watch OS 4 einiges besser geworden ist. Ein Fitness-Programm und ich bekomme keinen Ruhepuls von Haus aus, war schon sehr gewöhnungsbedürftig. Besonders wenn man Fitbit gewohnt ist. Die Überarbeitung war da schon nötig.

Das Fitness-Tracking ist auf jeden Fall fieser als beim FitBit. Waren es dort noch Schritte die per Default das Tagesziel waren, sind es bei der Apple Watch Kalorien. Und nicht einfach weggeatmete Kalorien durch existieren, sondern Bewegungskalorien. Die optimistschen 750 Kalorien am Tag wurden von der Watch nach einer Woche sehr schnell halbiert (Hey! Ich hatte Urlaub…) und haben sich in den sechs Wochen jetzt langsam wieder auf 590 am Tag gesteigert. Schaffe ich. Zumindest wenn ich im Büro bin.

Allerdings arbeitet das Zählen nicht ganz sauber. Bahn oder Straßenbahnfahren werden da auch angerechnet. Ich bewege mich ja. Da gibt es auf jeden Fall noch Verbesserungsbedarf.

Was ist mit den Features die über das Fitbit rausgehen? Nachrichten lesen klappt super. Es gibt zwar keine native Unterstützung von WhatsApp aber mit Smileys auf die Benachrichtigungen antworten klappt ganz gut. Mails lesen kann man ziemlich knicken. 2017 sind viele Mails html-Mails und der Nur-Text-Modus ist langweilig. Manche Mails sind wenigstens so ehrlich und sagen gleich: Lies auf dem Handy.

Musik war auch so ein Thema. Vor allem dass man bei der Series 2 die Musik auf die Uhr laden kann und das iPhone nicht mitnehmen muss. Dass die Playlists nur beim Laden gesynct werden ist gewöhnungsbedürftig, aber es klappt. Auch das koppeln mit Bluetooth Headsets klappt, auch wenn es am Anfang sehr hakelig war unter Watch OS 3 und ein paar Neustarts und Flugzeug-Modus-Runden gebraucht hat. Aber jetzt lässt sich auch ziemlich sauber zwischen Handy und Uhr wechseln.

GPS beim Training habe ich neulich mal probiert. Klappt sehr präzise. Auch hier braucht es kein Smartphone in der Tasche.

Wenn es sich bis hierher alles total super anhört, dann kommen jetzt aber auch ein paar kritische Töne:

Das Watch OS ist auch in Version 4 noch nicht immer so eingängig und problemlos. Für manche Dinge hat es einen Haufen Neustarts und Fluchen gebraucht. Die Bahn-App ist da ganz vorne mit dabei… Überhaupt ist die Auswahl an Apps, zumindest das was ich nutze und sinnvoll am Handgelenk ist sehr überschaubar.

Verlierer-App

Wie schon gesagt: Die App der Deutschen Bahn. Eigentlich super alle Infos zum Reiseplan am Handgelenk zu sehen. Welcher Zug, welches Gleis, Reservierung… Wenn’s denn klappen würde und die App nicht in den meisten Fällen einfach wieder zugehen würde. So einfach unbrauchbar. War wohl auch schon mal besser.

Meistgenutze App

Aktivität. Aber abgesehen davon: Bring! Einkaufszettel am Handgelenk. Ich tendiere ganz stark dazu den handgeschriebene Zettel an der Wand hängen zu lassen. Oder mir fällt unterwegs was ein und bis ich zu Hause bin, hab ich es vergessen. Abhaken im Supermarkt läuft einfach über antippen. Sortierung kann man an den Supermarkt der Wahl anpassen. Ich mags auf jeden Fall.

Was ist also mein Fazit: Ich bin bisher ganz zufrieden mit der Watch. Sicherlich ist ein Leben ohne sie möglich und es ist kein Must-have. Dahingehend hat sich meine Meinung kein bisschen geändert. Sie macht es in der Hauptsache wirklich nur einfacher auf Notifications zu reagieren. Generell habe ich auch das Gefühl, dass da noch Luft nach oben ist, was Möglichkeiten und Usability angeht. Ich lasse mich da mal überraschen was in den nächsten Versionen von Watch OS noch so kommt.

 

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