Katzenfutterrad
Seit ein paar Wochen haben wir zwei Straßen weiter eine Leihstation für e-Lastenräder. Insgesamt gibt es davon, laut WVV, noch 13 andere Stationen quer über’s Stadtgebiet verteilt. Betreiber ist die Firma Sigo aus Darmstadt. Und nachdem zwei große Tüten mit verschmähtem Katzenfutter in der Garage darauf gewartet haben, durch Würzburg transportiert zu werden, war genau der richtige Anlass, das neue Angebot mal auszuprobieren.
Semi-Spontan
Wenn man das Angebot nutzen möchte, sollte das im Normalfall sehr spontan gehen. Wenn man die Einstiegshürde der Registrierung und Verifizierung beim Anbieter erstmal hinter sich hat. Der möchte nicht nur eine Bankverbindung oder Kreditkarte zur Abrechnung (auch wenn man Guthaben hat) sondern auch zur Verifizierung Bilder des Personalausweises. Wenn man vor dem Radständer steht geht das dann alles nicht so spontan. Ich war doch froh, dass ich mich frühzeitig damit auseinandergesetzt habe.
In der App selber kann man dann gleich ein Rad reservieren, damit auch wirklich eins da ist, wenn man eines braucht. Auch der Ladestand der Räder wird live in der App angezeigt.
Auf geht’s!
Wenn man das Rad das erste Mal aus dem Ständer schiebt, merkt man gleich, dass man es hier auf jeden Fall nicht mit einem normalen Fahrrad zu tun hat. Das Gewicht des Gefährts ist ein ganzes Stück größer und im ersten Moment doch respekteinflößend. Ich hab mich schon im nächsten Auto hängen sehen. Auch dass die Lenkung so weit vor einem ist, macht es im ersten Moment nicht einfacher. Ich habe also die ersten Meter bis zu uns nach Hause reichlich wackelig zurückgelegt. Gleiches gilt auch für den E-Motor, der auch auf der ersten Stufe schon ordentlich schiebt und die stufenlose Schaltung.
Also zwei Tüten Katzenfutter rein und los. Ich hab dann doch relativ schnell ans andere Fahrgefühl gewöhnt. Und trotzdem jede Kurve mit Respekt genommen. Der Vorteil am Ziel: Ich konnte direkt und ohne große Parkplatzsuche direkt vor der Tür parken, die zwei Tüten reintragen und mich auf den Rückweg machen, der schon wesentlich besser ging. Ende der Reise nach 27 Minuten und damit zum Nulltarif, weil die ersten 30 Minuten am Tag kostenlos sind.
Was mich auf dem kurzen Trip am meisten ins Schwitzen gebracht hat, war die Schaltung und die Bremse. Schaltung und Hinterradbremse sind beide am rechten Griff. Bergab auf eine rote Ampel zurollen wird so schnell zum Abenteuer: Bremsen oder Schalten. Und das alles während der Motor noch fröhlich mitschiebt. Für mich als nicht e-Biker war der auch eine Herausforderung, weil er zeitverzögert einsetzt. Man tritt in die Pedale und bringt das Bike die ersten Zentimeter in Schwung dann kommt der Motor und hilft. Die erste paar Mal war das noch sehr überraschend. Es fühlt sich an als hätte der Motor Mitleid, schiebt einen zur Seite und sagt „Wart, ich mach das…“
Fazit
Mein Fazit nach dem ersten Ausflug fällt auf jeden Fall positiv aus, auch wenn sich in meinem Fall die Anwendungszwecke wahrscheinlich sehr in Grenzen halten. Entweder reicht mir mein normales Fahrrad, das ich jetzt wieder öfter nehmen will, ich kann laufen oder es ist dann doch so weit und viel, dass ich das Auto nehme.
Einen Anteil daran hat sicher auch, dass man das Fahrrad dort wieder in die Ladestation schieben muss, wo man es ausgeliehen hat. Mit der Bahn in die Stadt fahren, dann feststellen, dass man zu viel gekauft hat, mit dem Rad nach Hause radeln und es an der nächsten Station abgeben, ist also nicht. Ansonsten bietet das Rad viel Platz, und Gurte und Polster in der Transportkiste. Vielleicht sollte man dann aber die Plane nicht drüber machen.
Je nachdem wie viel man es nutzt, dürften die 30 Minuten am Tag und die 15 € Startguthaben dafür sorgen, dass man eine ganze Weile kostenlos eine ziemlich praktische Transportmöglichkeit in der Innenstadt hat. Und Platz wäre auch genug um die Katze zum Katzenfutter damit durch die Stadt zu fahren.
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