3D Drucker Rückblick
Die Zeit vergeht, und diese Jahr erst Recht, wie im Fluge.
Meinen eigenen 3D-Drucker habe ich hier jetzt seit fast anderthalb Jahren stehen und mal mehr und mal weniger im Gebrauch. Ich könnte also mal ein Fazit ziehen was sich bis jetzt bewährt hat und was mich schier in den Wahnsinn getrieben hat.
Fangen wir bei den positiven Sachen an: Dafür dass es ein „günstiger“ Drucker aus China ist, ist die Qualität überraschend gut und der Drucker kommt sehr stabil daher. Ich empfehle aber dringend ein paar kleine Tweaks, die man sich glücklicherweise teilweise gleich selber drucken kann.
Ein andere Kabelführung, ein anderes Gehäuse und eine Verteilung für die Belüftung des Hotends. Was man schlecht drucken kann sind andere Lüfter. Die Originallüfter sind schon ab Werk ziemlich laut. Wer den Drucker irgendwo im Keller stehen hat, mag das nicht stören. In Hörweite ist das aber schon lästig.
Die Ergebnisse sind für den Hausgebrauch auf jeden Fall vollkommen in Ordnung. Wovon man sich verabschieden sollte bei FDM-Druckern ist die Vorstellung, dass es etwas total super glatt aus dem Drucker kommt. Nein… vergesst es. So oder so fließt auch beim Drucker viel Nacharbeit in die Werkstücke. Und sei es nur um die Stützstrukturen zu entfernen und zu säubern. Aber sonst: Slicen, SD-Karte rein und los…
Womit die Grundanforderungen an den Drucker im positiven Bereich schon vollkommen abgehandelt wären…
Leider, muss man sagen, was aber in einigen Dingen nicht am Drucker liegt.
3D Druck, auch wenn die Geräte qualitativ gut und bezahlbar geworden sind, ist immer noch ne lästige Fummelei.
Das fängt schon bei den Einstellungen an. Das Druckbett möchte kalibriert werden, was bei den günstigen Druckern von Hand geht, bei den teuren gibt es gut oder weniger gute automatische Kalibrierung. Liegt die daneben, dann haut man sich entweder Furchen ins Druckbett und die Düse geht kaputt oder man ist zu weit weg und das Filament haftet nicht.
Genauso eine Wissenschaft für sich ist auch die Einstellung der Software. Jedes Filament tickt ein bisschen anders was den idealen Temperaturbereich angeht, jedes Werkstück hat so seine eigenen idealen Einstellungen mit denen man es drucken sollte. Seien es Infill, Support, Rotation usw. Die Auswahl der Einstellungsmöglichkeiten ist gigantisch wenn man ein Tool wie Cura nimmt. Klar bekommt man auf der einfachen Stufe auch was raus, aber den Sweetspot findet man eben nur mit viel Recherche, ausprobieren und in die Tonne kloppen.
In die Tonne kloppen ist dabei ein schöner Übergang. Filament ist nämlich nicht gleich Filament. Nicht nur das das Material angeht (PLA, PETG, ABS, Stein, Holz, Flexibel…) sondern auch von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Ich habe Filament, mit dem klappt es super, ich habe aber auch Filament, dass super aussieht, sich dann aber auf der Spule verhakt und nach „längerer“ Standzeit (…über Nacht) sofort spröde wird und am liebsten im Teflonschlauch mittendrin bricht. Großes Tennis. Wenn man das weiß, kann man damit umgehen. Man ärgert sich aber schon ein bisschen drüber.
Bei meinem Modell ist die Arbeitsfläche mit 20x20cm ganz okay, man stößt aber bei manchen Dingen dann einfach an die Grenzen. Gerade größere Objekte sind eine Herausforderung a la Tetris um sie in den virtuellen Würfel des Druckraums zu bekommen. Meistens um dann zu sehen, dass die gute Seite nach unten zeigt und man da die Stützstrukturen anbringen muss um es überhaupt zu drucken. Und selbst wenn man das in Kauf nimmt, kommt der größte downer beim 3D Druck: Die Zeit
Ein 3D Drucker ist eben kein Replikator wie in Star Trek. FDM braucht Zeit. Viel Zeit. Viel Oberfläche braucht viel viel Zeit und je feiner man die Schichten macht, umso mehr Zeit braucht man. Man kann an der einen oder anderen Stelle ein bisschen Zeit wieder reinholen, aber meistens ist das bei größeren Stücken nicht so wirklich signifikant viel. Ob man jetzt 70 oder 66 Stunden druckt, macht das Kraut dann auch nicht mehr Fett. Mein Längster Druck waren 16 Stunden und für den habe ich dann drei Anläufe gebraucht, weil das Filament zickig war oder die Düse dreckig und dann druckt man nach 10 Stunden ins leere oder die Schichten delaminieren sich.
„Heilsbringer“ sind ein bisschen die SLA-Drucker, die UV-aktives Resin Schicht für Schicht belichten. Es gibt nur noch eine bewegliche Achse statt drei und man kann schneller feiner drucken. Aber auch hier gibt es wieder so seine Grenzen: Zum einen ist der Bauraum eher für kleine Dinge ausgelegt wie Figuren oder filigrane Teile und zum anderen ist muss man die Resin-Suppe handhaben, was einiges komplexer ist als einfach eine Rolle einzulegen und ein bisschen zu drücken.
Mein Fazit nach den anderthalb Jahren ist also ein eher zweischneidiges. Nein, ich bereue den Kauf des Druckers nicht. Es ist ein interessantes Spielzeug und man kann viel Spaß damit haben aber das ganze Konzept ist noch nicht massentauglich, dass ich mir z.B. meine Ersatzteile zu Hause drucke. Wenn man alles zusammenrechnet ist es wahrscheinlich günstiger sich ein Ersatzteil zu bestellen statt es sich zu drucken.
Aber so ein SLA-Drucker wäre trotzdem irgendwie verlockend….
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