Die Bahn. Eines der letzten Abenteuer, denen man sich in Deutschland noch stellen kann. Ähnlich wie bei Aktiengeschäften sollte man bei der Buchung eines Bahntickets eigentlich gefragt werden, wie risikobereit man ist. Entsprechend wird dann die Zahl der Umstiege und die Umstiegszeit angepasst. Je höher das Risiko, desto größer dann auch die (gefühlte) Belohnung mit dieser wilden Kombination pünktlich am Ziel angekommen zu sein. Wobei alles innerhalb von fünf Minuten noch als pünktlich zählt.

Aus beruflichen Gründen bin ich dieses Jahr wieder mehr Bahn gefahren. Selten komplizierte Dinge, weil ich da schon keine Lust drauf hatte. Wir haben hier in Würzburg auch Glück, dass wir überall relativ unkompliziert hinkommen. Nonstop Würzburg – München zum Beispiel. Also außer es kommt halt wegen eines Problems an der Oberleitung kein Zug mehr aus Richtung Fulda, der weiterfahren könnte in Richtung München. Dann muss man halt den Regionalexpress nach München nehmen. Express ist dabei ein großes Wort: 30 Haltestellen, 3 Stunden 40 Minuten statt etwas mehr als zwei Stunden mit dem ICE. Worauf sich das Wort Express bezieht? Keine Ahnung. Zwischendurch hält der Zug im fünf Minuten-Takt. Es ist schon faszinierend, wie schnell einem die gleiche Strecke vorkommen kann, wenn man nur zwei Mal statt 30 Mal hält auf dem Rückweg.

Alle reden vom Wetter. Wir nicht.

Über 25 Grad, kein Umstieg. Nur schnell von Würzburg nach Hannover. Was soll schon schief gehen? Dass zum Beispiel im Wagen die Klimaanlage nicht geht und man kurz nach verlassen das Bahnhofs Würzburg aufgefordert wird, in Fulda in den anderen Zugteil zu wechseln. Und ich hatte mich schon gefreut, dass ich mal nicht schockgefrostet am Ziel ankomme. Glücklicherweise konnte ich dann auf der Rückfahrt einen Zug früher fahren. Denn genau mein reservierter Wagen hatte auch wieder ein Problem mit der Klimaanlage. Ebenso wie eine Woche später der Sprinter nach Berlin. Immerhin, dieses Mal kein umsteigen in einen anderen Wagen. Wenn man in Berlin aussteigt und sich bei 25 Grad wundert dass es so frisch ist, war der Saunagang wohl erfolgreich.

Viel los hier… am Bahnhof

Das war, ohne Scherz, eine Durchsage auf dem Weg nach Berlin am Bahnhof in Hannover. Es kam zu Problemen auf Grund des hohen Verkehrsaufkommens am Bahnhof. Das kommt wirklich überraschend. Überraschend wie defekte Klimaanlagen im Hochsommer. Ich weiß nicht, was die Bahn sonst so denkt für was Bahnhöfe das sind (eventuell ja nur als teure Baustellen) aber auf viele Reisende ist man dort wohl nur sehr eingeschränkt vorbereitet.

So viel Puffer kannst du gar nicht einplanen

Bei den meisten Verspätungen und verpassten Anschlüssen bekommt man ja gerne mal zu hören, dass man mehr Puffer einplanen soll. Gefühlt müsste man inzwischen am Tag vorher anreisen, wenn man wirklich sicher sein möchte. Und wenn es nur ins Nachbardorf ist. Inzwischen hat die Bahn in ihrer Buchungsapp eine Funktion die Umstiegszeit zu verlängern. Bei der Zuverlässigkeit sind sechs Minuten auch echt eine Ansage. Bei der letzten Reise hätte das in beide Richtungen nicht gereicht. Der Zug auf dem Hinweg wurde immer langsamer auf dem Weg nach Würzburg, so dass es fast schon so schien, als wären die großzügig bemessenen 30 Minuten sehr knapp kalkuliert. Auf dem Rückweg konnte man dann sowieso alles in die Tonne treten. Wenn man fast eine Stunde auf einer Brücke in Thüringen steht, weil das Stellwerk seinen Dienst aufgibt, dann ist eh alles zu spät. Immerhin war ich dann „pünktlich“ zuhause. Und ich hatte auf dem letzten Stück eine Sitzplatzreservierung von meinem eigentlich gebuchten Zug.

Digital ist was feines

Bei der Bahn gibt es ja seit kurzem alles digital. Den Speiseplan des Bordbistros inklusive Updates was gerade aus ist, die Fahrkarten und der Sitzplatzcheckin und eben auch die Bahncard. Besonders letztere gibt es gar nicht mehr zum Anfassen.

Ist halt blöd, wenn das Medium für den Fahrschein, in dem Fall die Bahn-App, nicht mehr möchte. Oder besser, alles möchte, außer das Ticket anzeigen. Da ging sie immer zu sobald man auf den Button für’s Ticket geklickt hat. An für sich kein Problem, weil ja alles im Bahn-Konto gespeichert ist. Außer man bucht sein Ticket halt nicht selber sondern bekommt es vom Dienstreiseservice geschickt. Dann braucht man die Rechnungsnummer und den Nachname. Letzteres bekomme ich hin, ersteres steht auf dem Ticket. Das man ja nicht braucht. Weil alles digital. Dass es ein paar Minuten vorher noch anstandslos funktioniert hat: Geschenkt. Und natürlich passiert das alles, wenn man einmal sein Ticket nicht ausgedruckt dabei hat. Weil, ist ja alles digital. Selbst die Zugbegleiterin war verblüfft über das Verhalten der App und konnte mir nach Neustart von App und Handy auch nur raten, die App zu löschen und neu zu installieren. Immerhin habe ich jetzt auch die aktuelle Bahn-App auf meinem Dienst-Handy.

Nach so viel Spaß in den letzten Monaten kann ich durchaus verstehen, dass man die Bahn nicht mehr in die Schweiz lassen will. Jemand hat es letzte Woche schön auf den Punkt gebracht: Ist halt wie Malware. Hast du’s einmal im System, ist es nur ganz schwer wieder rauszubekommen.

Ich bin gespannt, wie nächste Woche wird. Ich habe eine risikoarme Verbindung gebucht. Ohne Umsteigen. Immer geradeaus, bei voraussichtlich durchschnittlichen Temperaturen bei durchschnittlicher Regenwahrscheinlichkeit. Die Tickets drucke ich auf jeden Fall noch aus. Und packe was zu Essen und zu trinken ein. Man weiß ja nie…

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